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Es folgen spezifische Erkenntnisse zu den Einstellungen und Gewohnheiten bezüglich der Nachrichtenmedien in Deutschland. Diese Feststellungen entstammen einer vom 30. Oktober bis 20. Dezember 2017 durchgeführten Umfrage des Pew Research Center zu Nachrichtenmedien und Politik in acht westeuropäischen Ländern. Die Umfrage erstreckte sich über fünf Länder im Norden (Dänemark, Deutschland, die Niederlande, Schweden und das Vereinigte Königreich) und drei im Süden (Frankreich, Italien und Spanien).

KORREKTUR: Dieses Datenblatt wurde am 22. Mai 2018 aktualisiert, weil die Möglichkeit besteht, dass die Wortwahl zur Beschreibung des deutschen Nachrichtenanbieters Die Tageszeitung die Teilnehmer eventuell verwirrt hat. Alle Verweise auf diesen Anbieter wurden entfernt. Die Schlussfolgerungen des Berichts blieben davon im Wesentlichen unberührt.

Meinungen über die Nachrichtenmedien in Deutschland

Die Beurteilung der Bedeutung der Nachrichtenmedien und das in sie gesetzte Vertrauen sind von Land zu Land deutlich verschieden. Generell ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass Erwachsene in nordeuropäischen Ländern, etwa in Schweden und Deutschland, angeben, dass die Nachrichtenmedien sehr wichtig sind und dass sie den Nachrichtenmedien vertrauen, während die Wahrscheinlichkeit, dass diese Ansicht von Menschen in Frankreich und Italien geteilt wird, am geringsten ist.

Für eine Mehrheit deutscher Erwachsener (61%) sind die Nachrichtenmedien für die Gesellschaft sehr wichtig, und ca. zwei Drittel (64%) sagen, dass sie den Nachrichtenmedien vertrauen. Ein Fünftel davon hat viel Vertrauen in die Nachrichtenanbieter.

Ungefähr sechs von zehn Deutschen sagen, die Nachrichtenmedien seien sehr wichtig, und eine Mehrheit der Erwachsenen vertraut den Medien

In den meisten befragten Ländern ist die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen mit populistischen Einstellungen angeben, die Nachrichtenmedien seien wichtig und sie würden den Nachrichtenmedien vertrauen, geringer als bei Menschen, die keine populistischen Ansichten haben. Im Allgemeinen sind die Unterschiede bei diesen Einstellungen zu den Nachrichtenmedien zwischen Menschen im linken und rechten Bereich des ideologischen Spektrums gering.

Die populistischen Trennlinien in den Einstellungen zu den Medien sind auch in Deutschland stark ausgeprägt: 47% der Menschen mit populistischen Einstellungen sagen, sie vertrauen den Nachrichtenmedien, während dieser Anteil bei Menschen ohne populistische Einstellungen bei 78% liegt. Bezüglich der Frage nach der Bedeutung der Nachrichtenmedien sagen 51% der Menschen mit populistischen Meinungen, dass die Nachrichtenmedien für die Gesellschaft in Deutschland wichtig sind, im Vergleich zu 75% der Menschen mit nichtpopulistischen Ansichten.

Trennlinien in Deutschland zwischen Menschen mit und ohne populistische Ansichten bzgl. ihrer Haltung zu den Nachrichtenmedien

Für Nachrichten in Deutschland genutzte Hauptquellen

Was die Nachrichtenquellen betrifft, die die Befragten nach eigenen Angaben am häufigsten nutzen, sind die Trennlinien zwischen Erwachsenen mit und ohne populistische Neigungen nicht so ausgeprägt wie die Trennlinien in Bezug auf die allgemeinere Einstellung zu den Nachrichtenmedien. Und in den südlichen Ländern gibt es eher eine breitere Kluft bezüglich der bevorzugten Hauptnachrichtenquelle zwischen Menschen auf der linken und rechten Seite des ideologischen Spektrums als zwischen Menschen mit und ohne populistische Ansichten.

In Deutschland gibt es hinsichtlich der für Nachrichten am meisten genutzten Medienquellen keinen Unterschied zwischen politisch links und rechts verorteten Menschen. Sowohl Menschen mit rechter als auch mit linker Ideologie nennen die ARD als ihre wichtigste Nachrichtenquelle.

Deutsche entlang des gesamten ideologischen Spektrums nutzen generell dieselbe Hauptnachrichtenquelle

Wo Benutzer die Ideologie von Nachrichtenanbietern verorten – rechts und links

Für viele der Nachrichtenanbieter in den acht Ländern gilt, dass Menschen, die einen bestimmten Anbieter für ihre Versorgung mit Nachrichten nutzen, zu der Ansicht neigen, dass dieser ihrer eigenen Ideologie im Links-Rechts-Spektrum näher steht. In Deutschland trifft das auf einen der Anbieter zu, der Gegenstand der Umfrage war: den öffentlich-rechtlichen Sender ARD. Nachrichtennutzer rechts im Spektrum neigen dazu, diese Nachrichtenquelle als ihrer eigenen Ideologie näher stehend zu verorten. Was die Ausrichtung der drei Nachrichtenanbieter RTL, Sat1 und Der Spiegel betrifft, sind sich rechts und links verortete Nachrichtennutzer weitgehend einig. Die Boulevardzeitung Bild und die Tageszeitungen Süddeutsche Zeitung (SZ) und Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) wurden in dieser Studie nicht berücksichtigt, weil der Stichprobenumfang von linken oder rechten Benutzern für eine Analyse nicht ausreichte.1

Ideologische Verortung der Nachrichtenanbieter in Deutschland

Wo die Öffentlichkeit einen Nachrichtenanbieter politisch einordnet, stimmt in der Regel nicht mit der tatsächlichen ideologischen Verortung seines durchschnittlichen Publikums überein. Bei jedem der Nachrichtenanbieter, zu dem in der Umfrage Fragen gestellt wurden, lässt sich das durchschnittliche Publikum (nach dessen eigenen Angaben) tendenziell nahe der ideologischen Mitte einstufen. Menschen, die von den einzelnen Anbietern gehört haben, neigen allerdings dazu, diese entweder weiter links oder weiter rechts von der tatsächlichen ideologischen Position des Publikums des jeweiligen Anbieters anzusiedeln.

Deutschland stellt diesbezüglich eine Ausnahme dar. Nicht nur sind die Nachrichtenkonsumenten der meisten deutschen Anbieter nahe der politischen Mitte einzuordnen, auch Menschen, die von den einzelnen Anbietern gehört haben, verorten diese in der Regel nahe der Mitte des Links-Rechts-Spektrums.

Deutsche verorten ihre Nachrichtenanbieter im Allgemeinen in der Mitte des Links-Rechts-Spektrums

Vertrauen in Nachrichtenmedien

In sieben der acht befragten Länder ist die öffentliche Nachrichtenorganisation jedes Landes auch der Anbieter, dem das jeweils größte Vertrauen entgegengebracht wird. In Deutschland sagen acht von zehn Befragten, sie würden der öffentlich-rechtlichen Nachrichtenorganisation ARD vertrauen.

In Deutschland vertraut eine große Mehrheit der öffentlich-rechtlichen Nachrichtenorganisation

Wie dies auch für das Vertrauen in die Nachrichtenmedien im Allgemeinen gilt, hängt das Vertrauen in bestimmte Nachrichtenanbieter von populistischen Neigungen ab, wobei Menschen mit populistischen Ansichten einen niedrigeren Grad an Vertrauen zum Ausdruck bringen als Menschen ohne derartige Ansichten.

So ist beispielsweise in Deutschland die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen sagen, sie vertrauen der FAZ, bei Personen mit populistischen Tendenzen um 29 Prozentpunkte geringer als bei Personen ohne eine populistische Anschauung. Das Vertrauen ist auch entlang des ideologischen Links-Rechts-Spektrums in Deutschland gespalten – bei Menschen, die sich auf der von 0 bis 6 reichenden Ideologieskala links einordnen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie RTL vertrauen, um 15 Prozentpunkte geringer als bei rechts verorteten Menschen.

In Deutschland setzen Menschen mit populistischen Ansichten eher weniger Vertrauen in Nachrichtenanbieter als Menschen ohne derartige Ansichten

Nutzung von Social Media und Einstellungen

Viele Menschen in Westeuropa beziehen ihre Nachrichten von Social Media, und Facebook wird als die am häufigsten genutzte Nachrichtenplattform genannt.

Unter deutschen Erwachsenen beziehen 41% ihre Nachrichten über Social Media; ein Viertel dieser Personen (26%) versorgt sich täglich mit Nachrichten über Social Media. Facebook ist das für Nachrichten am häufigsten genutzte soziale Netzwerk. Bei jungen Menschen in Deutschland (im Alter von 18 bis 29 Jahren) besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass sie täglich Nachrichten über Social Media beziehen, als bei Personen ab 50 Jahren (50% im Gegensatz zu 11%).

Eine Minderheit der Deutschen bezieht Nachrichten über Social Media; wer das aber tut, nutzt dafür hauptsächlich Facebook

Circa die Hälfte oder mehr der Konsumenten von Nachrichten über Social Media in jedem der acht befragten Länder gaben an, die Quellen zu kennen, die sie in den Social Media sehen. Dennoch sagen beträchtliche Minderheiten, dass sie gewöhnlich nicht auf die Quelle der Nachrichten achten, die Sie dort finden.

Die Konsumenten von Nachrichten über Social Media in Deutschland sind mit anderen Westeuropäern vergleichbar – 56% kennen die Quellen der Nachrichten, die sie auf Social Media finden, aber ein Viertel schenkt den Quellen dort keine Beachtung.

Ein Viertel der Deutschen, die Nachrichten über Social Media beziehen, schenkt den dortigen Quellen keine Beachtung

Weitere Informationen

Dieser Text wurde aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.

Eine Zusammenfassung der im vollständigen Bericht enthaltenen Ergebnisse kann im Internet auf Deutsch abgerufen werden. Der vollständige Bericht und die angewandte Methodologie sind ebenfalls online verfügbar, aber nur in englischer Sprache.

Um diese Informationen online auf Deutsch und auf Englisch anzuzeigen und Daten zu den sieben anderen an der Umfrage beteiligten westeuropäischen Ländern auf Englisch und in der jeweiligen Landessprache einzusehen, besuchen Sie: https://pewrsr.ch/GermanyNewsAttitudes.