Die Amerikaner sehen Deutschland als Partner bei vielen außenpolitischen Themen, während die Deutschen die Amerikaner mehrheitlich nicht so sehen
Zu einem Zeitpunkt, zu dem sich die Vereinigten Staaten und Deutschland auf einen politischen Führungswechsel 2021 vorbereiten, bewertet eine überwältigende Mehrheit der Amerikaner die Beziehungen zwischen den beiden Ländern weiterhin positiv, zeigt eine neue Studie des Pew Research Center.
Gleichzeitig meinen beinahe acht von zehn Deutschen, dass die Beziehung in einem schlechten Zustand sei. Seit 2017 hat der Anteil der Deutschen, die die Beziehungen zu den USA als schlecht einstufen, um 23 Prozentpunkte zugenommen, während die Ansichten der Amerikaner in Bezug darauf relativ unverändert blieben. Diese Resultate decken sich mit früheren Forschungsergebnissen, wonach die Deutschen die USA so schlecht wie nie in den vergangenen 20 Jahren bewerteten und außerdem angaben, dass die USA ihre Aufgaben beim Ausbruch der Corona-Krise schlecht erfüllt hätten und ihr Vertrauen in Präsident Donald Trump gering sei.
Die Amerikaner nennen weiterhin meistens das Vereinigte Königreich als den wichtigsten außenpolitischen Partner, während die Deutschen Frankreich als den wichtigsten Partner bezeichnen. Nur einer von zehn Amerikanern nennt Deutschland als den wichtigsten außenpolitischen Partner. Ein ähnlich hoher Prozentsatz von Deutschen bezeichnete vor den US-Präsidentschaftswahlen die USA als wichtigsten Partner. Hingegen nannten in einer Umfrage nach dem Wahltag 23 % der Deutschen die USA als wichtigsten Partner, was einem Anstieg von 13 Prozentpunkten entspricht.
Dies sind einige der Ergebnisse einer Befragung durch das Pew Research Center, die in den USA vom 22. bis zum 28. September 2020 unter 1.007 Erwachsenen durchgeführtwurde sowie von zwei Umfragen der Körber Stiftung unter 1.005 bzw. 1.058 Erwachsenen, die in Deutschland vom 10. bis zum 17. September und vom 6. bis zum 10. November 2020 stattfanden. Um mehr über die Ergebnisse der deutschen Umfragen zu erfahren, sehen Sie sich die neue BerlinPulse-Publikation an. Weitere wichtige Ergebnisse in diesem Bericht sind:
Die Deutschen sehen die USA nicht als Partner bei wichtigen Themen, die Amerikaner Deutschland hingegen schon: Auf die Frage bezüglich der Partnerschaft bei wichtigen Themen sagte eine Mehrheit der Deutschen, die USA seien kein Partner in Bezug auf fast alle untersuchten Themen. Weniger als vier von zehn Befragten meinten, dass die USA ein Partner in Bezug auf den Umgang mit China, die Garantie des freien Handels in der Welt, den Schutz von Demokratie und Menschenrechten sowie den Klimaschutz sei. Tatsächlich sagen nur 12 % der Deutschen, dass die USA ein Partner beim Klimaschutz seien.
Die Ansichten der Amerikaner hinsichtlich der Partnerschaft mit Deutschland stehen in starkem Gegensatz zu den Ansichten der Deutschen. Eine Mehrheit der Amerikaner nannte Deutschland als Partner in Bezug auf jedes der untersuchten Themen. Dazu gehören drei Viertel oder mehr Personen, die meinen, dass Deutschland sowohl ein Partner in Bezug auf den Schutz der EU und des Klimas sei, als auch in Bezug auf die Garantie des freien Handels in der Welt und den Schutz von Demokratie und Menschenrechten. Hinsichtlich des Umgangs mit China und dem Iran sieht eine Mehrheit der Amerikaner Deutschland nach wie vor als Partner, selbst wenn etwas mehr als ein Drittel diese Meinung nicht vertritt.
Die Wahrnehmung von Amerikanern und Deutschen hinsichtlich der außenpolitischen Partnerschaft: Deutsche und Amerikaner unterscheiden sich deutlich, wenn es darum geht, welches Land ihr bevorzugter Partner ist. 27 % der Amerikaner bezeichnen im Großen und Ganzen das Vereinigte Königreich als wichtigsten außenpolitischen Partner. Weitere 14 % nennen China und 10 % Israel als wichtigsten Partner. In den USA bezeichnen sowohl Republikaner als auch Demokraten das Vereinigte Königreich als den Partner, dem sie am meisten vertrauen, auch wenn Demokraten eher zu dieser Aussage neigen. Republikaner neigen auch eher als Demokraten dazu, Israel als den wichtigsten Partner zu nennen. Die Deutschen hingegen nennen in überwältigender Zahl Frankreich als ihren bevorzugten Partner, sowohl vor als auch nach den US-Präsidentschaftswahlen.
Trotz der Grundstimmung in den USA, die eine stärkere Beziehung zu Deutschland als zu China favorisiert, gehen die Meinungen jüngerer Amerikaner stärker auseinander. Ca. vier von zehn der 18- bis 29-jährigen meinen, dass es wichtiger sei, enge Beziehungen zu Deutschland zu haben verglichen mit 47 %, die dasselbe über China sagen. Ältere Amerikaner neigen eher dazu, Deutschland gegenüber China zu bevorzugen.
Die Deutschen meinen, die internationale Zusammenarbeit wird sich nach der Corona-Krise verstärken, die Amerikaner sind darüber geteilter Meinung: Vor dem „Lockdown light“ in Deutschland und vor den gegenüber früheren Höchstwerten explodierenden Infektionszahlen Anfang November in den USA neigten Deutsche eher als Amerikaner zu der Aussage, dass Staaten stärker miteinander zusammenarbeiten würden, sobald die Krise vorüber sei. In einem leichten Anstieg gegenüber April, d. h. kurz vor dem Ausbruch der Krise, gaben 46 % der Deutschen an, dass sie eine stärkere Zusammenarbeit der Länder miteinander erwarteten, während der Anteil derer, die von einer stärkeren Konzentration der Staaten auf nationale Belange ausgingen, um 7 Prozentpunkte abnahm. Andererseits steigt die Meinung, dass Staaten sich stärker auf sich selbst konzentrieren werden, unter den Amerikanern von 29 % auf 35 % leicht an.
In den USA neigen Republikaner (40 %) eher als Demokraten (29 %) zu der Aussage, dass sich die internationalen Beziehungen nach dem Ende der Krise nicht ändern würden. Das Gegenteil trifft in Bezug auf die Zusammenarbeit zu: 24 % der Republikaner sagen, dass sie eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Staaten erwarten im Vergleich zu 34 % der Demokraten.
(Nur auf Englisch)
Den Bericht können Sie hier lesen: https://legacy.pewresearch.org/global/2020/11/23/americans-and-germans-head-into-2021-with-divergent-opinions-on-transatlantic-alliance/
Zahlen und Daten der Umfrage: https://legacy.pewresearch.org/global/wp-content/uploads/sites/2/2020/11/PG_2020.11.23_U.S.-Germany_TOPLINE.pdf Für weitere Informationen oder für die Vereinbarung eines Interviews mit den Hauptverfassern der Studie wenden Sie sich bitte an Julia O‘ Hanlon unter johanlon@pewresearch.org